Rettung/Aufarbeitung von Gummiteilen durch chemische Gummiregeneration

Eine Wissenschaft für sich ist die Aufarbeitung von Gummiteilen.

Dies ist teilweise schon deswegen nötig, weil zahlreiche Gummiteile nur schwer, gar nicht, oder nur in schlechter Qualität erhältlich sind. Auf der anderen Seite verändert sich Gummi ja durch die Umwelteinflüsse chemisch mit der Zeit.

Daher versuche ich so viele Gummiteile wie möglich zu retten:

Für mechanisch nicht beanspruchte Gummis gibt  es hierfür sogar eine Lösung, die mindestens Besserung bringt, nämlich die Regeneration von Gummi auf chemischem Weg: Ich habe in Wikipedia gelesen, daß man die Geschmeidigkeit von hartem Gummi durch eine Mischung aus 50% Essig mit Spiritus verbessern kann. Essigsäure zertrennt hierbei die verhärteten Kautschuk-Gummi-Molekülnetze. Durch eine Mischung aus 50% Essig mit Spiritus regeneriert sich der Gummi chemisch, verliert aber an Festigkeit, weswegen diese Art der Regeneration bei mechanisch belasteten Bauteilen eingesetzt werden. Aber Türgummis, Tüllen etc. sollen ja nur abdichten und haben ja keine mechanische Funktion.

IMG_9082Bei Anwendungsfällen, in denen es ausschließlich auf die elastischen Eigenschaften oder den Reibungskoeffizienten von Kautschuk-Gummi ankommt, ist eine Erneuerung des verhärteten Gummis möglich. Das heißt, dort wo die Eigenschaften einer Knete verlangt werden, kann Essigsäure zur Regeneration dienen. Essigsäure zertrennt die Kautschuk-Gummi-Molekülnetze; kurzes Benetzen mit einer Lösung aus je 1/2 Essigsäuressenz (38%ig) und Spiritus regeneriert die Elastizität des Gummis (zulasten der Festigkeit) und reinigt zugleich die Oberfläche. In Abhängigkeit von der Einwirkungsdauer quillt der Gummi auf; es quillt auf bis zum völligen Verlust jeglicher Festigkeit. Mögliche Anwendungsfälle sind etwa Probleme mit dem Papiertransport (Papierstau / Transportstau) bei einem alten Drucker / ADF Scanner / Fotokopierer, unbrauchbare (rote) Kautschuk-Radiergummis an Bleistiften oder undichte Fahrradventile. Materialabtragende Verfahren (Sandpapier) verändern die Oberflächenbeschaffenheit. Dieses Verfahren regeneriert lediglich die Elastizität; es basiert auf molekularen statt makroskopischen Effekten. Da die Tinktur keine gesundheitsgefährdenden vernetzungsbehindernden Einlagerungsmoleküle enthält, wirkt sie nur für zirka ein Jahr. Keinesfalls(!) ist Essigsäure bei mechanisch belasteten Komponenten (Gummiringen, Dichtgummiringen) oder sicherheitskritischen Bauteilen (Reifen, Luftfedern, Hydraulikschläuchen) anzuwenden. Verhärtetes Gummi lässt sich oft auch durch Behandlung mit kochendem Wasser wieder erweichen, wobei ähnliche Einschränkungen wie bei Essigsäure gelten.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Gummi#Alterung 

Im obigen Bild sieht man die zwei Abläufe aus der Aufnahme des Frontscheinwerfers. Der rechte kommt aus dem Benzinbad, der linke nicht. Im Bild unten liegen die selben beiden unter den Pedalen. Der rechte hat sich wieder völlig zurückgebildet.

Demnach könnte man die Alterung bei Gummis dadurch rückgängig machen, indem man sie mit einer solchen Mischung und einem Lappen einreibt, etwas wartet und das ganze dann abwischt, um ein übermäßiges Regenerieren zu stoppen. Alternativ kann man Teile auch in diese Mischung aus 50% Essig mit Spiritus einlegen.

IMG_9132Um die Gummiteile in diesen Mischung aus 50% Essig mit Spiritus einzulegen, mußte das Teil erst gereinigt werden. Teer, Lack, etc. bekommt man recht leicht durch Benzin weg. Allerdings quillt Gummi in Benzin und das leider je nach Gummimischung unterschiedlich, wie man am Bild links sieht. Das Obere ist die Verbindung zwischen Luftfilter und Vergaser. Das untere (war) eine rare Prallleiste für die Fronsttsoßstange. Während das obere 40 Jahre alte Verbindungsstück nach einigen Stunden in Benzin mit darauffolgendem Einreiben mit Silikonfett wie neu aussieht, ist der Prallgummi völlig zerstört. Das Benzin hat ihn derartig quellen lassen, daß er sich von innen heraus selbst zerlegt hat. Zum Glück war es ein, wie man am darin befindlichen, verrosteten, Metallband erkennen kann sowieso wohl nicht mehr rettbares Exemplar, schade ist es aber dennoch.
IMG_9142Nachdem die Gummiteile gereinigt waren, wurden sie in die Essig-Spiritusmischung gelegt, um den Regenerationsprozess durchzuführen. Auch herbei quillt der Gummi nicht unerheblich auf, bildet sich jedoch danach wieder zurück.

Danach wurden die Gummis mit Plast Star eingerieben, um ihre schwarze Farbe wieder zu reaktivieren und dann einige Male mit Sonax Gummi-Pflege bestrichen. Am Ende wurden sei mit Silikonfett eingerieben und warten auf den Einbau.

Bei akzeptabler Ausgangslage kann man fast Zustände wie bei einem Neuteil erreichen. Hierzu zählen die folgenden Gummielemente:

  • Gummiabdeckung Pedale; Befund: sind Originalteile mit Teilenummer: Reinigen, Pflege mit Sonax Gummipflege, Einschmieren in Silikonfett. Ergebnis: Wie neu, ist bereit zum Einbau. Kosten 0Eur
  • Gummiabdeckung Handbremshebel; Befund: an der Aussparung für die Heizungshebel leicht eingerissen, aber ansonsten sehr gut: reinigen, Pflege mit Sonax Gummipflege, Einschmieren in Silikonfett. Ergebnis: Wie neu, ist bereit zum Einbau. Kosten 0Eur
  • Wasserabläufe aus der Scheinwerferaufnahme:
  • Wasserabläufe unter der Gummiabdichtung der vorderen Haube

Mechanische Beschädigungen wie Risse etc. kann man auf diese Weise natürlich auch nicht mehr reparieren.

Auf diese Weise werden mit der Zeit alle Gummiteile bearbeitet und nur die ersetzt, die nicht mehr rettbar sind.

Kosten 3456€ (Übertrag)

Arbeitszeit: 10 Stunden (Übertrag) + 2 Stunden = 12 Stunden (Recherche, Fahrt zum Sandstrahler und Abholen etc. nicht mitgerechnet)

Natürlich distanziere ich mich dem LG HH folgend von den Inhalten der Verlinkungen in diesem Artikel

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